Warum Fehlerkultur wichtig ist

Einführung

In einer Zeit, in der Unternehmen ständig mit Veränderungen konfrontiert sind, hat die Kultur eines Unternehmens – insbesondere die Fehlerkultur – einen entscheidenden Einfluss auf seinen Erfolg. Eine kürzlich durchgeführte Studie von Heidrick & Struggles, bei der 500 CEOs aus verschiedenen Branchen befragt wurden, liefert aufschlussreiche Erkenntnisse:

  • 33% der CEOs schätzten die Kultur als den wichtigsten Faktor für die finanzielle Performance ein, ein Anstieg von 7% im Jahr 2021.
  • 59% sehen eine starke Verbindung zwischen Kultur und Strategie.
  • Beeindruckende 83% der Unternehmen arbeiten aktiv an ihrer Kultur.
  • Die Hauptgründe für den Fokus auf Kultur sind höheres Mitarbeiterengagement, gesteigerte Innovationskraft und ein stärkerer Fokus auf Diversität und Inklusion.

Fehlerkultur bezieht sich auf die Art und Weise, wie ein Unternehmen oder eine Organisation mit Fehlern und Misserfolgen umgeht. Eine positive Fehlerkultur erkennt an, dass Fehler unvermeidlich sind und bietet einen konstruktiven Ansatz zur Bewältigung und zum Lernen aus diesen Fehlern.

Meines Erachtens ist Fehlerkultur wichtig, da es ein zentraler Kulturaspekt ist, der sich auf fast alle anderen Kulturbereiche auswirkt. Zum Beispiel Innovations-, Risiko- und Experimentierkultur, Feedback-, Lern- und Vertrauenskultur, Kommunikation, Führung, Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, Eigenverantwortung.

Fehlerkultur ist wichitg, da sie sich auch auf handfeste Gestaltung von Prozessen, Projekten auswirkt. Auf die Flexibilität und Adaptivität. Aber auch auf Loyalität, bzw. Fluktuation.

Warum Fehlerkultur wichtig ist

Psychologische Aspekte der Fehlerkultur

Gerade in individualistisch orientierten Gesellschaften stellt Scheitern eine Bedrohung des Selbstwertes dar“, sagt der Psychologe und Fehlerforscher Olaf Morgenroth von der Hamburg Medical School. „Je mehr Leistung zum Kriterium für die soziale Rolle und das Selbstbild wird, desto gravierender ist ein Versagen.“ Die Art, wie Menschen sich selbst in Bezug auf Fehler sehen, wird stark von der Gesellschaft beeinflusst, in der sie leben. Ein Schlüssel zum Verständnis und zur Überwindung dieser psychologischen Barrieren ist die Unterscheidung zwischen dem Machen eines Fehlers und dem Sein eines „Versagers“. Ein Freund oder Kollege kann oft helfen, diese Unterscheidung klarer zu sehen, wie der britische Journalist Tim Harford in seinem Buch „Trial and Error“ betont.

Nutzen einer positiven Fehlerkultur

Eine positive Fehlerkultur in Unternehmen öffnet die Tür zur Erkenntnis dessen, was nicht funktioniert, und macht unpassende Strukturen transparent. Sie ermöglicht es, persönliche Schwächen oder die des eigenen Teams ins Licht zu rücken und tieferliegende Probleme zu identifizieren, die sich in ungenauen oder unterschiedlich interpretierten Zielen und Weisungen manifestieren. Darüber hinaus belegen Studien, dass Unternehmen mit einer ausgeprägten positiven Fehlerkultur nicht nur ihre Zielerreichung verbessern, sondern auch profitabler sind. Dieser Erfolg ist auf besseres organisationales Lernen, eine gesteigerte Innovationskraft und eine insgesamt verbesserte Produktqualität zurückzuführen.

Mitarbeiter, die in einem solchen Umfeld arbeiten, fühlen sich sicherer, ihre Fehler einzugestehen und offen darüber zu sprechen. Sie wissen, dass Fehler menschlich sind und dass es konstruktiver ist, aus ihnen zu lernen, als sie zu verstecken oder zu vertuschen. Dieses Umfeld fördert nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit und Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen, sondern auch ihre Motivation und ihr Engagement. Die oben erwähnte Studie zeigt nicht nur den finanziellen Erfolg, den eine gute Unternehmenskultur mit sich bringt, sondern zeigt auch, dass über 90% der Unternehmen die Mitarbeiterbindung erhöhen konnten.  die hohe und Bindung.

Innovative Ideen entstehen oft aus dem Mut, Neues auszuprobieren und dabei auch Fehler zu machen. Eine positive Fehlerkultur ermutigt genau dazu. Sie sieht in Fehlern nicht das Ende, sondern den Beginn eines Lernprozesses. Dieser Ansatz eröffnet neue Wege und Perspektiven und kann letztlich zu bahnbrechenden Ideen und Lösungen führen. Es ist also nicht nur die Erkenntnis aus dem Fehler, die wertvoll ist, sondern auch die neu entdeckten Möglichkeiten, die sich daraus ergeben

Warum Fehlerkultur wichtig ist für Wachstum

Auswirkungen einer negativen Fehlerkultur

Die Gallup-Studie, die seit fast 20 Jahren die emotionale Bindung der Mitarbeiter an ihre Arbeitgeber untersucht, hat festgestellt, dass rund zwei Drittel der Beschäftigten lediglich Dienst nach Vorschrift machen. Weitere 16% haben innerlich bereits gekündigt. Ein Hauptgrund dafür ist eine Fehlerkultur, die Fehler primär mit Sanktionen belegt. Negative Feedbacks können zu erhöhtem Stress, Leistungsdruck und ungesundem Perfektionismus führen. Eine Kultur, die von Angst vor Fehlern geprägt ist, kann zu Denkblockaden, Krankheitssymptomen und verminderter Kreativität führen. Dies behindert Innovationen und lässt Potenziale ungenutzt. Das ständige Streben nach fehlerfreien Entscheidungen kann zudem dazu führen, dass Entscheidungen aufgeschoben werden und notwendige Maßnahmen nicht oder zu spät ergriffen werden.

Praktische Schritte zur Etablierung einer positiven Fehlerkultur

Hierzu habe ich bereits einige andere Blogartikel geschrieben. Hier als Liste, zur Vertiefung schauen Sie gerne in den jewiligen Artikel

Analysieren Sie die aktuelle Fehlerkultur in Ihrem Unternehmen und identifizieren Sie die Hindernisse und Potenziale für eine positive Veränderung.

-Schauen Sie sich die existierenden Rahmenbedingungen an. Was begünstigt das Verschweigen eines Missgeschicks, was fördert das direkte und unmittelbare Ansprechen.

– Machen Sie Ihrem Team klar, dass und warum Fehlerkultur wichtig ist.

– Legen Sie einen geeigneten Prozess fest, wie Fehler gemeldet, kommuniziert und analysiert werden sollen. Dabei sollten Sie auf eine klare, sachliche und wertschätzende Sprache achten.

Reagieren Sie auf Fehler konstruktiv und lösungsorientiert, anstatt schuldzuweisend oder emotional. Geben Sie den Mitarbeitern Feedback und Unterstützung, wie sie aus ihren Fehlern lernen und diese vermeiden können.

– Richten Sie den Blick nach vorne und nutzen Sie die Erkenntnisse aus den Fehlern, um Verbesserungen im System oder im Prozess vorzunehmen. Teilen Sie die Erfolge und Best Practices mit dem gesamten Team oder Unternehmen.

– Seien Sie ein Vorbild für eine positive Fehlerkultur, indem Sie Ihre eigenen Fehler offen zugeben, reflektieren und daraus lernen. Fördern Sie ein Growth Mindset bei sich selbst und bei Ihren Mitarbeitern. Das ist nicht nur für Fehlerkultur wichtig, sondern generell für die Weiterentwicklung und Offenheit.

– Geben Sie regelmäßiges Feedback an Ihre Mitarbeiter über ihre Leistung, ihre Stärken und ihre Entwicklungsmöglichkeiten. Schaffen Sie eine Atmosphäre der psychologischen Sicherheit, in der sich die Mitarbeiter wohl fühlen, ihre Meinung zu äußern, Fragen zu stellen oder Hilfe zu suchen.

Eine positive Fehlerkultur ist kein Selbstläufer, sondern erfordert eine kontinuierliche Anstrengung und Anpassung. Doch die Vorteile sind es wert: Eine positive Fehlerkultur macht Ihr Unternehmen agiler, kreativer und erfolgreicher.

Fallbeispiele

Beispiele die zeigen warum eine gute Fehlerkultur wichtig ist.

Das Critical Incident Reporting System (CIRS) aus dem Gesundheitswesen, das es Ärzten und Pflegekräften ermöglicht, anonym Fehler oder Beinahe-Fehler zu melden, die zu Patientenschäden führen könnten1. Das Ziel ist es, aus den Fehlern zu lernen und die Patientensicherheit zu erhöhen.

Dieses System hat auch dazu begetragen, dass die Luftfahrt sich von wagemutigen Pionieren nin zu einem der sichersten Transportsysteme entwickelt hat.

Die Fehlerfreundliche Schule ist ein Beispiel aus dem Bildungswesen. Sie vermittelt Schülern und Lehrern eine positive Einstellung zu Fehlern. Das Ziel ist es, die Lernmotivation und das Selbstvertrauen zu fördern, indem Fehler als Lernchancen und nicht als Versagen angesehen werden.

Ein Beispiel aus dem Sport ist die Fehlerkultur im Fußball, die es Spielern und Trainern erlaubt, Fehler offen anzusprechen und gemeinsam zu analysieren. Das Ziel ist es, die Leistung und die Teamarbeit zu verbessern, indem Fehler als Feedback und nicht als Kritik verstanden werden.

Im Bereich der Innovation sind viele Erfolge auf einen guten Umgang mit Fehlern zurückzuführen. Hier zwei Beispiele:

Dyson Staubsauger: James Dyson machte über 5.000 Prototypen seines Staubsaugers, bevor er das richtige Design fand. Anstatt sich von den Fehlern entmutigen zu lassen, nutzte er sie als Lernchancen, die schließlich zu einem revolutionären Produkt führten.

Toyota und das Andon-Seil: Toyota hat in seinen Produktionsstätten ein System namens Andon eingeführt. Wenn ein Arbeiter ein Problem oder einen Fehler bemerkt, zieht er an einem Seil (Andon-Seil), das die Produktionslinie stoppt. Anstatt den Arbeiter für den Stillstand zu bestrafen, wird er dafür gelobt, dass er ein Problem identifiziert hat, das behoben werden muss. Dies fördert eine Kultur, in der Fehler schnell identifiziert und korrigiert werden, um die Qualität zu verbessern.

Schlussfolgerung und Ausblick

Die Fehlerkultur eines Unternehmens ist nicht nur ein Spiegelbild seiner internen Werte und Praktiken, sondern auch ein entscheidender Faktor für seinen langfristigen Erfolg. Wie die Studie von Heidrick & Struggles zeigt, erkennen immer mehr Führungskräfte die zentrale Rolle der Unternehmenskultur – und insbesondere der Fehlerkultur – für die finanzielle Performance und Innovationskraft eines Unternehmens. In einer sich ständig verändernden Geschäftswelt, in der Anpassungsfähigkeit und Innovation entscheidend sind, bietet eine positive Fehlerkultur Unternehmen die Möglichkeit, kontinuierlich zu lernen, sich anzupassen und zu wachsen. Die vorgestellten Fallbeispiele aus verschiedenen Branchen unterstreichen die universelle Bedeutung einer konstruktiven Herangehensweise an Fehler. Es ist klar, dass der Weg zur Etablierung einer positiven Fehlerkultur nicht ohne Herausforderungen ist, aber die potenziellen Vorteile für Unternehmen, ihre Mitarbeiter und ihre Stakeholder sind enorm.

Handlungsempfehlungen

Beginnen Sie heute mit der Arbeit an Ihrer Fehlerkultur. Fördern Sie eine offene Kommunikation, bieten Sie Schulungen an und seien Sie ein Vorbild für Ihre Mitarbeiter. Die Vorteile einer positiven Fehlerkultur sind es wert. Sie haben bei jedem einzelen Fehler, der passiert die Möglichkeit das Verhalten und die Reaktin darauf neu auszurichten. Da Fehlerkultur wichtig ist, beginnen Sie am besten gleich jetzt.

Andreas Gebhardt ist Jongleur & Keynote Speaker. In seinen Vorträgen zeigt er die Wichtigkeit von Fehlern für die Weiterentwicklung und die Performance, aber auch für das soziale Klima und die Mitarbeiterzufriedenheit. Er visualisiert seine Vorträge mit Jonglierbällen und schafft dadurch eine bleibende Bildwelt, die sich lange in den Köpfen der Teilnehmer verankert.

Hier finden Sie weitere Infos zu Andreas Gebhardt und zu seinen Vorträgen über Fehlerkultur und Mut zur Veränderung

Quellen:

Gallup Engagement index: https://www.gallup.com/de/engagement-index-deutschland.aspx

https://www.heidrick.com/-/media/heidrickcom/publications-and-reports/aligning-culture-with-the-bottom-line_putting-people-first.pdf