Zufriedene Mitarbeiter schaffen mehr – und möchten über Fehler sprechen können
Jeder macht Fehler – auch Ihre Mitarbeiter. Kann man das vermeiden? Nein. Kosten Fehler Geld? Meistens ja. Kann man trotz Fehlern zu einer höheren Produktivität gelangen und damit Kosten einsparen? Ja! Ob ein Fehler den Erfolg Ihres Unternehmens oder Ihrer Organisation bremst oder gar fördert, bestimmen Sie durch Ihr Verhalten. Eine erfolgreiche Fehlerkultur trägt dazu bei, die Mitarbeiterzufriedenheit in Ihrem Unternehmen zu steigern.
In diesem und den kommenden Blogartikeln erhalten Sie aktive Tipps und Handlungsempfehlungen, wie Sie Stück für Stück eine erfolgreiche Fehlerkultur in Ihrem Unternehmen etablieren. Mit diesen Anweisungen werden Sie das soziale Klima unter Ihren Mitarbeitenden stärken und eine produktive Arbeitsatmosphäre schaffen.
Ermitteln Sie ihre Fehlerkultur
Als Fehlerkultur wird der Umgang mit Fehlern und deren Folgen innerhalb von beruflichen oder sozialen Kontexten bzw. Gruppen verstanden. Dabei wird häufig zwischen verschiedenen Arten von Fehlerkulturen unterschieden. Wichtig ist bereits an dieser Stelle zu erwähnen: Natürlich hätten wir alle gerne einen Zustand, in dem keine Fehler passieren, doch dieses Ziel ist unerreichbar. Denn solange wir Menschen sind werden Fehler passieren. Die Frage ist, wo auf dem Weg zum Ideal befinden wir uns gerade? Und wie sieht eine erfolgreiche Fehlerkultur aus?
Fehlerkultur ist etwas hoch individuelles. Während im OP-Saal eine Null-Fehler-Kultur mit sehr geringer Fehlertoleranz herrscht. Kann im Büroalltag etwas fehlertoleranter sein. Hier spricht man von einer eine positiven Fehlerkultur. Die Grenzen sind hier jedoch keineswegs trennscharf. Eine Null-Fehler-Kultur kann durchaus positiv sein. Das bedeutet: Fehler sollten nicht passieren, aber wenn Fehler oder Beinahe-Fehler passieren, werden sie eingehend besprochen und entsprechende Maßnahmen eingeleitet, damit es nicht nochmal so weit kommen kann. Der Anspruch ist es eben, dass im OP null Fehler passieren.
Ob eine Fehlerkultur die erfolgreich ist, lässt sich nur daran bemessen, ob sie zu dem Erfolg ihres Unternehmens beiträgt. Und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es nur eine positive Fehlerkultur sein kann. Wissen Sie, welche Fehlerkultur bei Ihnen vorherrscht? Und ob diese zielführend oder problematisch ist?
Sollten Sie derzeit feststellen, dass die Produktivität oder Mitarbeitermotivation innerhalb Ihres Unternehmens oder Ihrer Organisation sinkt, oder generell höher sein sollte, kann das im Umgang mit Fehlern begründet sein.
Ich möchte Ihnen im Folgenden ein paar Beispiele für verschiedene Arten der Fehlerkultur, sowie deren Ziele und Auswirkungen geben. Die Kulturen sind nicht als voneinander abgekoppelte Sparten zu sehen, sondern können mitunter auch als fließende Übergänge verstanden werden.
Los gehts:
Was ist positive Fehlerkultur?
Positive Fehlerkultur beschreibt ein Umfeld, das es Mitarbeitern ermöglicht, angstfrei Fehler anzusprechen. Fehler werden als natürlicher Teil des Lernprozesses und der Weiterentwicklung angesehen. Eine positive Fehlerkultur ermutigt die Meldung von Fehlern, untersucht die Ursachen von Fehlern und implementiert Maßnahmen zur Verhinderung von zukünftigen Fehlern. Dies trägt dazu bei Zusammenarbeit und Prozesse entsprechend zu optimieren. Es geht darum, Fehler schnell, offen und ohne Angst vor Bestrafung zu melden, um sie schneller erkennen und beheben zu können. Die Haltung dahinter ist, dass Fehler keine Schande darstellen, sondern eine Chance bieten, zu lernen und sich zu verbessern. Um diese Fehlerkultur zu leben, braucht es das Verständnis jedes Einzelnen, aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen seitens der Vorgesetzten und der Organisation als Ganzes.
Was ist konstruktive Fehlerkultur ?
Konstruktive Fehlerkultur ist der positiven Fehlerkultur recht ähnlich. Für manche sogar synonym. Während die positive Fehlerkultur hauptsächlich die persönliche Weiterentwicklung zum Inhalt hat, fokussiert sich die konstruktive Fehlerkultur auf die Verbesserung von Prozessen und Verfahren. Also eher technische Aspekte. Das Ziel ist es hierbei, aus Fehlern zu lernen und diese als Chance zur Verbesserung zu nutzen. Dies erfordert ein offenes und konstruktives Feedback, das darauf abzielt, Fehlerursachen zu verstehen und zu beheben. Eine solche Fehlerkultur fördert das Vertrauen und die Offenheit im Team, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu ermutigt werden, ihre Fehler zu teilen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Letztendlich geht es bei der konstruktiven Fehlerkultur darum, eine Umgebung zu schaffen, in der Fehler als Chance zur Innovation begriffen werden.
Was ist negative Fehlerkultur ?
Bei der negativen Fehlerkultur wird der Fehler ins Zentrum gestellt anstatt die Chance, die darin steckt. Das muss nicht aus Absicht passieren, es kann auch z.B. sein, dass eine Führungskraft aus dem Affekt oder aus der eigenen Sozialisation heraus unglücklich auf Fehlermeldungen reagiert. Wenn Angst vor Verurteilung oder Diskriminierung vorherrschen, kann diese Fehlerkultur dazu führen, dass Mitarbeiter Fehler nicht mehr melden, sondern vertuschen oder verheimlichen. Ebenso kann die Zusammenarbeit innerhalb eines Teams in einer solchen Kultur erschwert werden.
Diese Form der Fehlerkultur erschwert kann jedoch das das Erreichen langfristiger Ziele, da die Lernchance aus einem Fehler übersehen wird. Die Optimierung von Prozessen kann bei einer negativen Fehlerkultur länger andauern, da hier die Chance zum Lernen-aus-Fehlern spät oder gar nicht genutzt wird und Fehler mitunter wiederholt werden.
Was ist punitive Fehlerkultur ?
In einer punitiven Fehlerkultur glaubt man: Fehler müssten bestraft werden, damit sie nicht noch einmal passieren. Sie ist als Steigerung der negativen Fehlerkultur zu betrachten. Auch wenn diese Glaubenssätze früher populär waren ist das heute alles andere als eine erfolgreiche Fehlerkultur. Das eigentliche Ziel der Fehlerkultur, Qualität und optimale Abläufe von Prozessen zu garantieren, wird ins Gegenteil verkehrt . Die Angst vor Strafen und Sanktionen führt dazu, dass Fehler nicht gemeldet werden und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen abnimmt. Dies geht mit einer generell sinkenden Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation einher. Dabei kommt es oft auch zu “Finger-Pointing” oder einer “Blame-Culture” (Schuldzuweisungskultur). Das ist der Versuch, des einzelnen die Sanktion zu umgehen, in dem die Schuld auf andere geschoben wird.
Auch hier resultiert die Fehlerkultur nicht in einer Verbesserung von Prozessen oder in der Vermeidung von künftigen Fehlern. Vielmehr besteht die Gefahr, dass Fehler wiederholt werden, da es keinen Prozess zur Klärung der Fehlerursache und deren Behebung gibt. Ebenso mündet diese Fehlerkultur in einem schlechten sozialen Klima, da ein wertschätzendes Miteinander verloren geht.
Dies sind nur wenige Beispiele von unzähligen Abstufungen verschiedener Arten der Fehlerkultur. Finden Sie sich in einer der Fehlerkulturen wieder? Kennen Sie einige der genannten Verhaltensweisen? Können Sie folgende Fragen beantworten?
- Kenne ich meine Fehlerkultur und kann ich sie definieren?
- Führt meine Fehlerkultur zum langfristigen Erfolg und gutem Miteinander?
- Möchte ich meine Fehlerkultur verändern?
Nur wenn Sie Ihren Status quo kennen, können Sie ihn optimieren. Ob und wie eine erfolgreiche Fehlerkultur funktioniert, hängt jedoch nicht nur von der Art der Fehlerkultur ab. Auch die Rahmenbedingungen spielen eine maßgebliche Rolle. In meinem nächsten Blogbeitrag werde ich mich damit befassen, wie Sie problematische Rahmenbedingungen für eine gute Fehlerkultur eruieren und wie sie positive Rahmenbedingungen stecken können.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Ihr Andreas Gebhardt
Andreas Gebhardt ist Jongleur & Keynote Speaker. In seinen Vorträgen beleuchtet er die Wichtigkeit von Fehlern für die Weiterentwicklung und die Performance, aber auch für das soziale Klima und die Mitarbeiterzufriedenheit. Er visualisiert seine Vorträge mit Jonglierbällen und schafft dadurch eine bleibende Bildwelt, die sich lange in den Köpfen der Teilnehmer verankert.
Hier finden Sie weitere Infos zu Andereas Gebhardt und zu seinen Vorträgen über Fehlerkultur und Mut zur Veränderung.