Was heute nicht richtig ist, kann morgen schon ganz falsch sein – Gedanken zur lebenslangen Weiterentwicklung.
Bisher war unser Leben getrennt in eine Lern- und eine Arbeitsphase. In der ersten Lebenshälfte wird gelernt und die Persönlichkeit geformt. In der zweiten wird gearbeitet und damit Geld verdient. Lern was Vernünftiges, damit Du es später leichter hast. Weiterentwicklung hat in diesem Konzept keinen Platz.
Diese Trennung ist heute nicht mehr richtig und wird morgen ganz falsch sein.
Hier ein paar Gedanken dazu, die sicherlich nicht vollständig sind.
Wir wissen, dass wir uns ein ganzes Leben weiterbilden und auch weiterentwickeln sollten.
Es fehlen gut zugängliche Bildungs- und Weiterentwicklungssysteme für Erwachsene, Bildungsanreize und auch die Zeit diese zu nutzen. Es braucht dazu einen umfassenden Aufbau. Das ist heute schon ein Wachstumsmarkt, der aber viel mehr unterstützt und ausgebaut werden sollte.
Weiterentwicklung heißt Veränderung. So lange das nicht intrinsisch und Neugier getrieben ist, ist es einfach nur anstrengend und keiner will das gerne. D.H. Wir sollten mehr auf die Menschen, deren Interessen, Lebensphasen und Fähigkeiten achten und sie dahingehend weiterbilden und fördern. Das ist eine Aufgabe für Arbeitgeber, aber vor Allem eine Aufgabe für jeden einzelnen da mehr auf sich selbst zu achten. (Achtsamkeit boomt).
Wenn die Trennung in eine Lebenslernphase und eine Arbeitslebensphase unpassend ist, dann gilt das in beide Richtungen. Von Kindern lernen, mit Kindern lernen und wie Kinder lernen. Aber auch: Mit Erwachsenen lernen und mit Erwachsenen arbeiten.
Ich habe schon miterlebt, wie gestandene Ü50-Führungskräfte aus einem dreimonatigen Praktikum zurückkamen und mit leuchtenden Augen von Ihren Erlebnissen berichtet haben. Für sie war klar, dass das einen entscheidenden Einfluss auf Ihre zukünftige tägliche Arbeit nimmt. Danach sprachen die jeweiligen Praktikumsbetreuer. Auch bei Ihnen hatte das Praktikum der Ü50er vieles auf den Prüfstand gestellt und z.T. immense Veränderungen angestoßen.
Nichts im Leben ist so wichtig, dass man es nicht des Spiels bezichtigt
Kinder und Jugendliche haben entscheidende Stärken, die in der Arbeitswelt gebraucht werden, aber ungenutzt sind. Dinge hinterfragen, Respektlosigkeit gegenüber Alten und Althergebrachtem. Spielerischer Ansatz, Neugier, Risikofreude, Experimentierfreude, Fantasie. Ja man tut das gerne ab. Unter der Rubrik: Die haben ja keine Ahnung. Aber ohne Ahnung und mit vielen Fehlern beginnt alles Neue. Das wird allzu gerne (aus Bequemlichkeit oder Hochnäsigkeit) vergessen.
Z.T. werden Kinder und Jugendliche schon in Visionsworkshops und Innovationscamps eingeladen. Mit großem Erfolg. Aber ist das nicht Kinderarbeit? – Kommt darauf an. Wenn die Entlohnung und der Spaß stimmt und die Kinder dabei was lernen? Die Erwachsenen dabei lernen? Das ist sicherlich ein kontroverses Thema.
Erwachsene können und sollten von Kindern lernen. Bei der Trennung in Lern und Arbeitswelt, werden die Menschen als Kinder schlau, dann als Studenten klug. Danach bleibt ja nur noch altklug und selbstgefällig.
Auf der anderen Seite wird es verpasst den Schülern Lust aufs Lernen zu machen. Die starke Fehlerorientierung und die langen, streng organisierten Schultage verhindern das Lernen aus Neugier, das Entdecken eigener Interessen und die Möglichkeit denen auch nachzugehen. Man muss nur mal bedenken, dass alle Tätigkeiten, die auswendig lernen erfordern, repetitiv sind und nichts mit Kreativität, Empathie oder Flexibilität zu tun haben demnächst von Algorithmen oder KI ersetzt werden. Damit macht unser Schulsystem die Schüler schon jetzt zu Opfern der absehbaren Entwicklung.
Davor sollten wir uns in Acht nehmen. Denn: Nichts im Leben ist so wichtig, dass man es nicht des Spiels bezichtigt.
Arbeitet! Lernt! Spielt! Am besten alles gleichzeitig. Dann passiert Weiterentwicklung von ganz alleine.
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