Wartest Du noch oder veränderst Du schon?

Irgendwann ist die Pandemie vorbei. Wo stehen Sie dann? Schütteln Sie dann den Staub ab, der sich seit März 2020 angesammelt hat und machen weiter wie davor? (gibt es das „Davor“ dann noch?) Oder haben Sie dann eine Veränderung durchlaufen ein neues digitales Geschäftsmodell und ein erneuertes Unternehmen?

Anfangs dachte ich noch die Krise dauert nur wenige Wochen. Bald würden wir wieder Partys feiern, auf Konzerte gehen und Applaus hören. Inzwischen denke ich anders darüber. Kommt es Ihnen auch befremdlich vor, wenn Sie einen Film sehen, in dem sich die Leute zur Begrüßung in die Arme fallen? So weit ist es schon. Die Veränderungen und Verängstigungen sitzen tief und werden nicht so schnell wieder weg gehen.

Der Gedanke, dass alles schnell vorbei sein würde, war eine Einladung zum Abwarten. Nur wenige haben sich gleich auf den Weg gemacht und sich neu aufgestellt. Die Politik setzte mit ihren strukturerhaltenden Maßnahmen und den Ankündigungen: ‚Wir lassen niemandem im Stich‘ einen weiteren Anreiz zum Abwarten. Die wenigen Unterstützungen, die strukturerneuernd waren, fielen vergleichsweise gering aus.

Es gab sie allerdings. Die Unternehmen und Leute, die im Stich gelassen wurden. Bei denen die Hilfen nicht ankamen, oder denen die Hilfen einfach nicht gereicht haben ihre Existenz aufrecht zu erhalten. Für die hätte die Schockwirkung des ersten Lockdowns nicht größer sein können. Also hieß es mutig sein, zügig Neues anpacken, auf Veränderung zugehen, Kunden gewinnen, Geschäftsmodell anpassen und investieren. Je länger die Krise dauert, desto eher lernen diese Geschäftsmodelle erfolgreich zu laufen.

Anderen reichte das was noch da war. Und so wurde weiter abgewartet und jede Veränderung hinausgeschoben. Noch im Sommer habe ich mit Unternehmen gesprochen, die sich nicht sicher waren, ob es sich rentiert in Online-Lösungen zu investieren. Und heute, im Dezember überlegen manche immer noch, ob es sich überhaupt noch rentiert Home Office Lösungen anzubieten.

DIE DAUER DER KRISE MACHT DEN UNTERSCHIED

Nun sind neun Monate um. Mit zunehmender Dauer der Krise verändert sich das Bild immens. Je länger die Krise dauert, desto mehr werden die neuen Geschäfts- und Arbeitsmodelle in der Gesellschaft etabliert. Und desto vernichtender wird sich die abwartende Haltung auswirken.

Die Möglichkeiten für Online und Hybride Lösungen verbessern sich, genauso wie die Software und die Bereitschaft der Kunden digitale Lösungen auch zu nutzen. Die, die abwarten werden damit deutlich weiter auf das Abstellgleis geschoben. Der Zug fährt ohne sie ab. Die strukturerhaltende Wirtschaftspolitik führt zu einer regelrechten Konservierung der Abwartenden. Ernest & Young schreibt von einer ‚Post-Corona-Sklerose‘. Das heißt, irgendwann stehen die Abwartenden als Wachsfiguren in der Ecke, kaum fähig die nötigen Schritte nachzuholen.

Auf der anderen Seite profitieren all diejenigen die sich auf den Weg gemacht haben. Die Ökonomie wird nach der Pandemie eine andere sein. Die Welt hat sich noch nie rückwärts gedreht. Je länger die Krise dauert, desto veränderter wird unsere Ökonomie sein. Wer die Schritte der Veränderung mitgeht profitiert, wer abwartet verliert. Die Branchen werden unterschiedlich betroffen sein. Doch die Richtung ist für alle die gleiche. Werte verschieben sich, Kundenansprüche, Arbeitswelten, Ziele, alles wird der Prüfung unterzogen.

Wenn ich eine Prognose wage, dann gehe ich davon aus, dass sich Unsicherheit und Verängstigung  noch lange halten werden. Das heißt auch nach den Impfungen werden die Menschen verängstigt sein. Also muss wesentlich flexibler gehandelt und geplant werden. Im Digitalen nimmt die Globalisierung zu. In der Präsenz wird es erst mal lange auf einem niedrigeren Niveau bleiben. Die Bedeutung von Technologie und Innovation nimmt weiter zu. Am Ball bleiben ist angesagt. Nachhaltigkeit wird noch wichtiger. Unternehmen sind dazu aufgefordert ihre Geschäftsmodelle schneller zu hinterfragen und ständig neu anzupassen.

Die nächste Krise kommt bestimmt. Ob es SARS-22, MERS-23 oder eine Klimakatastrophe wird, weiß ich nicht, aber es rentiert sich bereits jetzt, sich auf den Weg zu machen. Davon bin ich überzeugt.

Also:

Setzten Sie auf Strukturerhalt oder auf Strukturerneuerung?

Worauf waren Sie noch? Verändern Sie schon.

Andreas Gebhardt ist Jongleur & Speaker, Fehlerfreund und Mutmacher für Veränderung. Diese Thematik ist Teil des Vortrages : Mit Sicherheit nichts Neues