Fehlerkultur in der Führung: Was sind „gute Fehler“? Was sind schlechte Fehler?

In der dynamischen und oft unberechenbaren Geschäftswelt ist die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen und sie zu managen, entscheidender denn je. Dieser Artikel wendet sich an Verantwortungsträger und Entscheider, die sich mit der Frage beschäftigen, wie eine konstruktive Fehlerkultur in ihren Organisationen gefördert werden kann. Was unterscheidet gute von schlechten Fehlern? Was verändert sich die zeitliche Perspektive im Laufe der Zeit? Wie differenziert man zwischen Fehlern und Irrtümern? In einer Welt, in der Perfektion oft als Maßstab gilt, ist es wichtig zu verstehen, dass Fehler unvermeidbare und wertvolle Schritte im Lernprozess sind.

Definition von Fehlern und Irrtümern

Fehler und Irrtümer allgegenwärtig, aber sie unterscheiden sich grundlegend. Ein Fehler passiert, wenn wir „vom Richtigen abweichen“. Also eine Handlung trotz vorhandenen Wissens über das richtige Vorgehen misslingt, wie etwa beim Vergessen eines E-Mail-Anhangs. Solche Fehler sind vermeidbar und werden in der Führung als Effizienzverlust betrachtet. In der Forschung wäre ein Fehler z.B. das Arbeiten mit unsauberen Materialien, obwohl man weiß, was für Konsequenzen das haben kann.

  • Wenn ich zum Zeitpunkt meiner Entscheidung schon hätte wissen können, dass meine Herangehensweise falsch ist, dann ist es ein Fehler.

Ein Irrtum entsteht aus falschen Annahmen oder Unkenntnis des korrekten Prozesses. Während Fehler theoretisch vermeidbar sind, sind Irrtümer Teil des Lernens. In der Wissenschaft sind Irrtümer integraler Bestandteil des Prozesses der Hypothesenbildung und -überprüfung. Irrtümer zeigen auch, dass Mitarbeiter bereit sind, Risiken einzugehen und über den Tellerrand hinauszudenken, was in einer sich ständig verändernden Geschäftswelt unerlässlich ist.

  • Wenn ich zum Zeitpunkt meiner Entscheidung nicht hätte wissen können, dass das meine Herangehensweise falsch ist, dann ist es ein Irrtum.

In der Rückschau werden beide als Fehler benannt. (Ist ja auch korrekt, da man im Nachhinein, weiß, wie man oft, wie man es hätte besser machen können). Doch während Fehler meist korrigierbare Handlungen erfordern, benötigen Irrtümer eine Anpassung des Denkens.

Was macht gute Fehler aus? – Die unterschätzte zeitliche Dimension

Ein Fehler ist nie wirklich „gut“ im eigentlichen Sinne. Jeder Fehler wäre theoretisch vermeidbar gewesen und bringt Ärger mit sich: Er kostet Zeit, Geld, Nerven und Ressourcen. Warum soll das gut sein? Der Schlüssel liegt in der oft übersehenen zeitlichen Dimension. Ein Fehler, der im Moment als gravierend erscheint, kann sich mittel- oder langfristig als wertvolle Lernerfahrung herausstellen.

Für Führungskräfte ist es entscheidend, über den unmittelbaren Moment hinauszublicken und das langfristige Potenzial eines Fehlers zu erkennen. Ein anfänglich kostspieliger Fehler in einem Projekt kann beispielsweise später zu robusteren, effizienteren Prozessen und Lösungen führen, die den ursprünglichen Verlust mehr als ausgleichen. Diese Perspektive motiviert dazu, Fehler nicht als Scheitern, sondern als integralen Bestandteil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zu betrachten. Fehler weisen auf Schwachstellen und Lücken hin, die sonst leicht übersehen werden können.

In der Bildung wird argumentiert, dass sowohl Fehler als auch Irrtümer unvermeidlich und wertvoll sind, da sie zur Förderung kritischer Denkfähigkeiten und Problemlösungskompetenzen beitragen. Es geht also nicht darum, ob sie gemacht werden, sondern darum, was man aus ihnen lernt und wie man sie für zukünftige Verbesserungen nutzt.

Kennzeichen eines „schlechten“ Fehlers

Positive Fehlerkultur Vortrag Andreas Gebhardt

Schlechte Fehler sind durch ihre erheblichen negativen Konsequenzen und minimale Lernmöglichkeiten charakterisiert.

Sie sind häufig das Ergebnis von Nachlässigkeit oder mangelnder Vorbereitung. Sie können zu irreparablen Schäden führen, sei es finanzieller, reputativer, ökonomischer oder emotionaler Natur. Im Gegensatz zu Fehlern, die Lernmöglichkeiten bieten, haben schlechte Fehler oft wenig Raum für positives Lernen oder konstruktive Entwicklung, insbesondere wenn sie wiederholt vorkommen und keine Maßnahmen ergriffen werden, um die zugrunde liegenden Ursachen zu beheben.

Ein weiteres Merkmal schlechter Fehler ist, dass sie oft aus unnötigen Risiken resultieren, die ohne angemessene Bewertung eingegangen werden. Diese Fehler sind einfach nur ärgerlich. Sie sind häufig ein Hinweis auf tiefer liegende Probleme in der Unternehmenskultur, wie eine Atmosphäre der Angst oder des übermäßigen Drucks, was zu riskantem oder unüberlegtem Handeln verleiten kann.

Die Identifizierung und Vermeidung solcher Fehler ist entscheidend, da sie nicht nur unmittelbare Auswirkungen haben, sondern auch langfristig das Wohlergehen und die Leistungsfähigkeit einer Organisation beeinträchtigen können. Ein proaktiver Ansatz zur Förderung einer offenen und unterstützenden Fehlerkultur kann helfen, solche negativen Szenarien zu vermeiden.

Fehlermanagement in Organisationen

Die Etablierung einer positiven Fehlerkultur in Unternehmen erfordert eine proaktive Herangehensweise. Führungskräfte sollten eine Umgebung schaffen, in der Mitarbeiter sich auch sicher fühlen, wenn sie Fehler machen und irren. Dann kann auch entsprechend daraus gelernt werden. Dies beinhaltet die Förderung offener Kommunikation, Unterstützung bei der Fehleranalyse und die Ermutigung zu einem kontinuierlichen Lernprozess. Wichtig ist hierbei, eine Balance zu finden: Einerseits sollte vermieden werden, dass dieselben Fehler wiederholt gemacht werden, andererseits sollte eine Atmosphäre geschaffen werden, in der kreatives Risiko und Experimentieren möglich sind. Erfolgreiche Organisationen nutzen Fehler als Gelegenheiten zur Reflexion und Innovation, indem sie systematisch daraus lernen und diese Erkenntnisse in ihre Strategien und Prozesse integrieren.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Sowohl Fehler als auch Irrtümer sind unvermeidliche Bestandteile des Arbeitslebens. Sie sind jedoch nicht ausschließlich negativ zu sehen. Wenn wir eine langfristige Perspektive einnehmen, offenbaren sie ihre „gute“ Seite.

Für das Wachstum und die Innovation jeder Organisation ist eine gesunde Fehlerkultur entscheidend. Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie müssen lernen, gute von schlechten Fehlern zu unterscheiden und eine Umgebung zu schaffen, in der daraus gelernt wird. Folgende Schritte sind dabei wesentlich:

  • Offenheit für das Potenzial: Führungskräfte sollten eine langfristige Perspektive einnehmen und das Lernpotenzial von Fehlern erkennen.
  • Förderung einer Vertrauenskultur: Eine offene Kommunikation innerhalb der Organisation ist essentiell, um eine Atmosphäre zu schaffen, in der Mitarbeiter sich sicher fühlen, ihre Missgeschicke zu teilen und daraus zu lernen.
  • Etablierung von Lernmechanismen: Mechanismen zur Analyse und zum Lernen aus Fehlern sollten etabliert und unterstützt werden, um kontinuierliche Verbesserungen zu fördern.
  • Ausgewogenheit zwischen Risiko und Planung: Ein Gleichgewicht zwischen Risikobereitschaft und sorgfältiger Planung ist notwendig, um Innovation zu ermöglichen, ohne unnötige Fehler zu riskieren.

Durch die Anwendung dieser Prinzipien können Führungskräfte nicht nur ihre Organisationen stärken, sondern auch ein unterstützendes und widerstandsfähiges Arbeitsumfeld schaffen. Eine Kultur, die Fehler als Teil des Lernprozesses betrachtet, ermöglicht es Organisationen, sich kontinuierlich zu verbessern und zu innovieren.

Die Entwicklung einer positiven Fehlerkultur ist ein kontinuierlicher Prozess, der Engagement und Verständnis erfordert. Durch die Förderung einer Kultur, in der Fehler als unvermeidliche und wertvolle Schritte im Lernprozess angesehen werden, können Führungskräfte eine stärkere, anpassungsfähigere und innovativere Organisation aufbauen. Letztendlich geht es darum, aus Fehlern nicht nur zu lernen, sondern sie auch als Katalysator für Wachstum und Veränderung zu nutzen.

Wenn Sie dabei Unterstützung wünschen sprechen Sie gern Andreas Gebhardt an.

Andreas Gebhardt ist ein erfahrener Keynote Speaker, der sich auf Fehlerkultur und Veränderungsbereitschaft spezialisiert hat. In seinen Vorträgen schafft er die perfekte Balance zwischen Content und Entertainment und schafft damit bleibenden Eindruck.  Erfahren Sie mehr über Andreas‘ einzigartige Herangehensweise und wie er Ihrem Team helfen kann, eine positive Fehlerkultur zu erarbeiten.

Hier finden Sie weitere Infos zu Andreas Gebhardt und zu seinen Vorträgen über Fehlerkultur und Mut zur Veränderung