Sagen, meinen, tun – Man lernt immer, die Frage ist nur was.

Ich habe vor Jahren mal in einem Varieté gearbeitet das von lauter herzlichen Menschen geleitet wurde. Showbeginn war 20h, aber es gab immer mal wieder jemandem, der recht spät kam und noch Essen bestellte. Für das Haus war jeder Kunde wichtig, bzw. sie wollten es allen recht machen. Das beinhaltete, dass sie in dem engen Zuschauerraum kein Essen servieren wollten, wenn zwei Meter weiter gerade ein Artist auf der Bühne arbeitete. Also begannen sie einfach zehn/fünfzehn Minuten später mit der Show. Man lerntimmer undso was für mich als Artist schnell klar, dass die Show nie um 20h beginnt. Genau das war bald auch den Gästen klar. Die, die früh da waren, kamen bald auch später.

Nach Jahren war ich wieder im Engagement im selben Haus und da begann die Show schon 30 Minuten verspätet. Und dann kam es in irgendwann zu Eklat, weil die Show mehr als 40 Minuten verspätet begann. Gäste standen auf und verlangten ihr Eintrittsgeld zurück. Die Leitung des Hauses war überfordert, sie wollten es doch nur allen recht machen. Inzwischen ist das Haus in anderen Händen.

Man lernt immer, die Frage ist nur was. Als Führungskraft beeinflussen sie maßgeblich in welche Richtung das Lernen geht. Tun sie selbst wirklich das, was sie sagen? Oder wissen die Leute, dass das, was sie sagen sowieso nie so gemeint ist? Auch wenn es nur um eine genannte Zeit für den Showbeginn geht.

Für Glaubwürdigkeit kann es nötig sein sich durchzusetzen und hartnäckig zu sein. Das hätte im obigen Beispiel einzelne Kunden erst mal vor den Kopf gestoßen. Aber alles durchgehen lassen, hat letzten Endes viel mehr Leute vergrault. Es geht um Stringenz. Zu dem zu stehen und das zu leben was man sagt.

Darüber hinaus stellt sich die Frage: Wer gestaltet die Unternehmenskultur? Die zu spät kommenden Gäste oder die Leitung des Hauses?

Vorgaben und Grenzen müssen konsequent eingehalten werden. Macht man einmal eine Ausnahme, egal für wen, wird das sofort von anderen Beteiligten zur Kenntnis genommen. Man lernt immer – die Frage ist nur was.

Stellen Sie sich vor, eine neue Führungskraft betont, dass sie großen Wert auf Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit legt.  Zum nächsten Meeting kommt sie selbst fünf Minuten zu spät. Was denken Sie? Ein Fehler ist keiner? Aber wenn die Führungskraft zum zweiten Meeting wieder zu spät kommt, dann ist es keine Frage mehr, was sie gelernt haben: Sie wissen nun, dass das Gesagte nur gesagt wurde und nicht so gemeint wird –  nicht mal von demjenigen selbst.

Klare Leitlinien helfen Mitarbeitern sich zurechtzufinden. Klare Regeln, die von ALLEN eingehalten werden. Etwas sagen kann jeder, dir Frage ist, ob man selbst auch danach lebt. Das ist der Unterschied zwischen einem Vorbild und einem Schwätzer.

Kommen wir zurück zum genannten Beispiel: Egal was die neue Führungskraft sagt, sie werden sie sich nun immer fragen: Wie genau meint er das? Zudem ist seine Integrität beschädigt und damit auch die anderen Werte wie Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Wenn diese Führungskraft nun eine Ansage macht, die ihnen nicht gefällt, werden sie vielleicht sogar gezielt überlegen, wie gültig diese Ansage überhaupt ist und ob man das ernst nehmen soll. Oder sie überlegen gleich wie sie dagegen verstoßen können. Ausnahmen sind ja schließlich die Regel.

Was heißt das für Sie als Führungskraft? Sagen Sie nur was sie auch meinen und auch selbst einhalten können. Das Gelebte zählt mehr als das Gesagte.