Sind die Ziele anderer Menschen auch meine?

Für mich ging es als Profi-Jongleur darum möglichst schön und ästhetisch zu jonglieren. Ein Fehler ist es, wenn der Fuß nicht gestreckt ist, ich unsauber fange oder mich unelegant bewege. Für die Zuschauer hingegen, ist es ein Fehler wenn ich etwas fallen lasse. Nach der Show habe ich Fehler wahrgenommen, an denen ich arbeiten möchte, während der Zuschauer mich für die fehlerfreie Jonglage lobt, bei der nichts runterfiel.

Die Ziele sind verschieden. Die Fehler sind verschieden. Die Ansprüche auch.

Ich hatte lange Probleme Englisch zu sprechen, weil alles auch falsch sein könnte. Meine Englischlehrer hatten als Ziel, dass ich fehlerfrei, akzentfrei und schön formuliert Englisch spreche. Wenn ich aber mit anderen Menschen Englisch spreche, dann haben die Zuhörer und ich ein anderes Ziel. Nämlich Inhalte auszutauschen.  Dennoch hatte ich lange diesen unsichtbaren Zeigefinger des Englischlehrers im Kopf und war lieber still.

Warum habe ich meinen strengen Englischlehrer so verinnerlicht? Warum habe ich seine Ziele übernommen? Meine ich wirklich mein Gegenüber interessiert es, ob ich grammatikalisch korrekt nach dem Weg zum Bahnhof frage? Erst recht wenn ich im nicht-englischsprachigen Ausland bin? Warum kann ich mir nicht eigene Ziele stecken und dahinter stehen? Warum soll mein Englisch perfekt sein?

Warum soll ich Ziele anderer Menschen für mich akzeptieren? Warum soll ich aussehen wie die Menschen in Zeitschriften? Warum soll dünn automatisch schön sein? Warum soll ich modisch sein? Wer gibt das vor? … Warum sollte ich mich deshalb von etwas abhalten lassen?

Und deshalb male ich jetzt. Ich werde sicherlich kein alter Meister, aber darum geht es mir ja auch nicht …

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