Wie Fehler Vertrauen und Glaubwürdigkeit stärken

Fehler liegen in der Natur des Menschen und lassen sich nicht einfach vermeiden. Sie kosten Zeit und Ressourcen, im schlimmsten Fall auch das Image. Aber sie haben auch positive Nebeneffekte. Man kann etwas daraus lernen und wichtige Schlüsse für die Zukunft ziehen. Ein positiver Nebeneffekt wird allerdings gerne übersehen: Ein guter Umgang kann ein Fehler Vertrauen und Glaubwürdigkeit stärken.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie erfahren von einem Fehler, schauen sich die Konsequenzen an und überlegen wie sie diese beheben können. Und erst jetzt kommt der Verursacher auf sie zu und gesteht den Fehler ein. Warum kommt er so spät? Spricht er das Thema nur an, weil sie sowieso schon davon erfahren haben? Wollte er den Fehler etwa verheimlichen? In diesem Szenario verändert sich ihre Perspektive auf den Fehlerverursacher. Er wird in Frage gestellt. Das nächste Mal werden sie genauer hinschauen. Hier findet ein Verlust der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens statt. Die Kooperation ist nun vorbelastet. Je später sie vom Fehler erfahren, desto größer der Ansehensverlust.

Szenario Zwei: Stellen sie sich hingegen vor, sie erfahren unmittelbar von dem Fehler. Und zwar direkt vom Verursacher. Er kommt zu ihnen noch bevor sie die Möglichkeit gehabt hätten, es aus anderen Quellen zu erfahren. Was passiert dann mit der  Beziehung und der Kooperation? Der Verursacher stärkt mit der offenen und unmittelbaren Kommunikation seine Glaubwürdigkeit und das Vertrauen. Nun wissen Sie: Der kommuniziert auch, wenn es schwierig wird.

Fazit für die Fehlerkultur

Regel: Je früher man einen Fehler anspricht desto positiver fällt die Reaktion darauf aus. Oder je später man einen Fehler kommuniziert, desto teurer wird er. Nicht nur in Bezug auf Fehlerkosten sondern auch in Bezug auf den sozialen Preis, Beziehung, Vertrauen, Glaubwürdigkeit.

Kennen alle diese Regel? Wenn das so ist, warum ist es dann nicht selbstverständlich, Fehler unmittelbar und offen anzusprechen?

Zum einen ist es unangenehm eigenes Versagen zuzugeben. Es besteht eine natürliche Hemmschwelle, die je nach Erziehung und individuellem Perfektionismus unterschiedlich hoch ist.

Zum anderen sind oft die Rahmenbedingungen so, dass man es lieber nicht anspricht. Das kann an der Reaktion der Führungskraft liegen, am Performancedruck, am Teamklima, … Alles hat seinen Preis. Aber welcher Preis ist höher? Es nicht anzuprechen oder es anzusprechen?

Hier gilt es genau hinzuschauen und Möglichkeiten auszuloten, wie man die Rahmenbedingungen so gestalten kann, dass Fehler schneller angesprochen werden müssen. Rahmenbedingungen heißt: Unter welchen Bedingungen wird es komplizierter und teurer einen Fehler zu verheimlichen als ihn zu melden.

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Andreas Gebhardt ist Keynote Speaker und Jongleur. Dieses Thema ist auch ein Teil seiner Vorträge rund um das Thema Fehlerkultur.