Auf dem Weg zu einem Vortrag bat mich mein Vater ihm Lichtplatten aus einer Firma mitzubringen, die dort schon für ihn bereit liegen. Er wolle in seiner Scheune mehr Licht haben und deshalb die alten vergilbten und porösen Platten gegen neue austauschen. Ich fuhr hin, lud die Platten ein und wunderte mich noch, dass er sich für milchige Platten entschieden hatte. Aber egal, ist ja seine Entscheidung. Als alles eingeladen war rief ich meinen Vater an, sagte: Es hat alles geklappt, die Platten haben ins Auto gepasst. Aber Du, die sind so milchig.“, Da war er sprachlos. Was? Nein! Er wollte transparente. Durchsichtige. Klare. Das hätte er auch so bestellt.

Ich ging also wieder ins Büro um die Sache zu klären. Wir gingen den Prozess durch. Die Bestellung erfolgte telefonisch. Mein Vater hatte extra noch Fotos mitgeschickt und geschrieben, dass er die gleichen Platten wieder haben wollte, die er vor Jahren dort schon mal gekauft hatte. Die alten waren trüb und brüchig und er will es wieder heller haben. Dann hatte er das Angebot erhalten und darin stand: Lichtplatten opal. Jetzt weiß natürlich kein Mensch was opal bedeutet. Der Verkäufer sagte, es sei alles korrekt, er hat ein Angebot aufgenommen und rausgeschickt, und mein Vater hatte es akzeptiert. Er hat also alles richtig gemacht. Mein Vater hatte nicht gefragt was opal bedeutet. Er ging einfach davon aus, dass das in der Bestellung und mit Fotos klar war. Der Verkäufer hat es ihm aber auch nicht erklärt, da er auch davon ausging, dass die Bedeutung klar sei.

Ich fragte den Verkäufer:  „Entschuldigung, warum schreiben sie da opal rein? Warum schreiben sie nicht einfach milchig rein, wenn Sie das meinen, das würde ich verstehen. Den Fachjargon opal finde ich schwierig, der ist recht weit weg von der Sprache ihrer Kunden. Also ich persönlich verbinde damit keine Farbvorstellung.“ Da hat er mich mit Augen angeschaut, als ob ich von einem anderen Sternkommen würde. Jeder weiß ja wohl was opal ist.

Nur weil man keinen Fehler gemacht hat, ist noch lange nicht alles richtig

Schaut man sich Opal bei Wikipedia an findet man zwar weiße Steine, aber auch alle andren Farben. Man liest sogar: „Die herausragende Eigenschaft, die den Opal als Schmuckstein so begehrenswert macht, ist das buntfleckige, schillernde Farbenspiel, das sogenannte Opalisieren des Edelopals“

So hat mein Vater alles richtig gemacht, und der Verkäufer offensichtlich auch. Alles tip top und doch falsch. Wo war also der Fehler? Man sollte sich mit seinem Fachjargon, und den gibt es in fast jedem Unternehmen, am Kunden orientieren. Was ist opal?  Kein Mensch versteht das. Da sind wir weit weg von der Realität und ich denke, da sollte man wieder ein bisschen zurückrudern um zusammenzufinden.

Wenn man heute einen Saft bestellt und dann 90% Wasser bekommt, dann ist das nur rechtlich gesehen ein Saft, aber nicht im allgemeinen Verständnis.  Wenn man heute etwas Zuckerfreies bestellt und bekommt dann etwas, das zwar keinen Zucker enthält, dafür aber mit soundso viel anderen Süßstoffen und chemischen Zusätzen, die was weiß ich wie gesundheitsschädlich sind. Da sollte man sich schon fragen, wie weit entfernt ist man eigentlich vom Kunden? Um wen geht es denn eigentlich? Was ist eigentlich das Ziel eines Unternehmens? Keinen Fehler zu machen? Profit, egal wie? Oder vielleicht doch den Kundenwunsch zu erfüllen ohne ihn umzuinterpretieren?

Sprache sollte zum gemeinsamen Verständnis beitragen und nicht das gemeinsame Verständnis erschweren. Da sollte man sich das betriebsinterne Vokabular mal kritisch prüfen. Wie würden Sie sich fühlen wenn ihr Arzt sagt:  sie hätten Lentigines solares  und dazu noch seborrhoische Keratose – aber damit müssen sie wohle lernen zu leben?