Am Wochenende gibt es bei uns frische Brötchen vom Bäcker. Damit nicht jedes Mal eine Papiertüte für 20 Minuten Nutzung verbraucht wird, haben wir seit einigen Wochen einen extra Stoffbeutel dafür. Das Problem: Wenn ich beim Bäcker in der Schlange stehe, ärgere ich mich, dass ich beim Losgehen nicht an den Beutel gedacht habe. Das ist mir nun schon ein paar Mal so passiert. Letztes Wochenende habe ich sogar erst daran gedacht, als ich beim Frühstück die Papiertüte aufriss.

Warum fällt mir eine solche Veränderung so schwer? Wie schafft man es eine Gewohnheits- oder Verhaltensveränderung auch wirklich durchzusetzen? Was braucht es, damit ich das in meinen Kopf bekomme?

Natürlich ist Veränderungsarbeit in einer Organisation komplexer. Aber ein paar Parallelen gibt es dennoch.

Stellen Sie sich vor, die Geschäftsführung führt neue Verhaltensregeln ein. Schenkt Ihnen quasi neue, echt schicke Jutebeutel für Ihren Bäckereieinkauf. Das passiert in einem Workshop zur Kulturveränderung. Manche freuen sich über den tollen Beutel und unterstützen die Idee. Andere sehen das skeptisch aus vielleicht sogar gutem Grund. Dennoch laufen nach dem Workshop alle Gefahr Ihren Gewohnheiten zu erliegen und der Beutel bleibt ungesehen an der Pinnwand im Büro hängen.

Die Führungskraft hört Ausreden wie: „Ach so! Ich hatte das mit dem Beutel anders verstanden.“ Oder auch Bagatellisierungen: „Das ist doch nicht so schlimm. Ist ja nur eine Tüte, die mehr verbraucht wird“. Oder Vergleiche mit früher: „Wir brauchen den Beutel doch gar nicht. Früher hat es doch auch geklappt.“ Damit wird die neue Regel erst einmal, dann immer wieder umgangen, bis sie schließlich ganz ohne schlechtes Gewissen ignoriert wird.

Lässt die Führungskraft einen kleinen Verstoß gegen die Regel zu, wird sie auch den nächsten kleinen Verstoß zulassen. Irgendwann ist es unmöglich die ursprünglich beabsichtigte Veränderung wirklich einzufordern. Solange die Missachtung der neuen Regeln ohne Konsequenzen bleibt, gerät sie immer mehr in Vergessenheit. Und was noch schlimmer ist: die Führungskraft wird nicht ernst genommen und verliert an Respekt.

Bei Kulturveränderung ist das leider oft der Fall. Glanzbroschüren an der Pinnwand sind das einzige, was an schöne Workshoptage erinnert. Denn die Missachtung der Veränderungsziele bleibt ohne Konsequenzen und findet deshalb nicht statt.

Was für Ansprachen brauchen die einzelnen Mitarbeiter? Wie kann man das Team als Ganzes immer wieder daran erinnern? Was für Konsequenzen braucht es?

Denke ich wirklich erst an den Beutel, wenn der Bäcker keine Tüten mehr ausgibt? Oder schon, wenn er eine saftige Strafgebühr dafür verlangt? Reicht vielleicht schon ein Handyalarm samstags und sonntags morgens?

Kulturveränderung durchsetzten

Buchtipp: Befinden Sie sich in einer Kulturveränderung? Wollen Sie mit Ihrem Team regelmäßig an Ihren Kulturzielen arbeiten? Oder Ihr Team immer wieder neu an bestehende Ziele erinnern? Dann empfehle ich Ihnen mein Buch: 101 Impulskarten zur Veränderung der Organisationskultur. Darin finden Sie kurze Impulse mit Moderationsanleitungen, die Sie in 20 Minuten mit Ihrem Team im Rahmen eines Meetings einsetzen können. Sie können es direkt im Onlineshop von Managerseminare bestellen.

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