„Das brauchen wir auch!“ Das habe ich inzwischen mehrfach in Gesprächen und Q&A-Runden gehört nachdem ich erzählt habe wie ich als Jongleur neue Tricks entwickle. Ich war schon öfters bei Innovations- und Entwicklungsabteilungen als Redner zu Gast. Erst dachte ich die wollen mich auf den Arm nehmen. Dann erfuhr ich, dass die dort nichts haben, was meinem Trainingsraum entspricht.

Mein Trainingsraum ist einfach, ohne Ablenkungen. Im Training geht es ums Üben, Ausprobieren und Tüfteln. Es herrscht kein Druck. Es ist ein fehlerfreundlicher Raum. Passiert ein Fehler, versuche ich herauszufinden woran es liegt und probiere und experimentiere so lange, bis ich den Kniff heraus habe. Die Tricks brauchen verschieden lang, bis sie klappen. Für manche Tricks habe ich mehr als zwei Jahre benötigt.

Fehler gehören in dieser Phase nicht nur dazu, sie sind sogar Voraussetzung für den Erfolg. Aus manchen Innovations- und Forschungsabteilungen erfahre ich aber, dass man dort unter immensem Druck steht, und Fehler als Misserfolg gesehen werden, den es zu vermeiden gilt. Und dann wundert man sich warum der Innovationsprozess immer schleppender wird. Ich glaube, die Anzahl der Fehlschläge kann man nur reduzieren, wenn man die Anzahl der Versuche reduziert. Und das ist im Innovationsprozess kontraproduktiv. Edison meinte dazu: Der wahre Maßstab von Erfolg ist die Anzahl der Experimente, die sich in 24 Stunden durchführen lassen.

In meinem Trainingsraum probiere ich manchmal das Unmögliche. Das geht meistens schief. Aber erstens habe ich dabei auch schon die ein oder andere tolle Entdeckung gemacht, die dann später ins Bühnenprogramm einging. Zweitens trainiere ich damit meine Flexibilität und Kreativität, wovon ich an anderer Stelle wieder profitieren kann.

In einigen Innovationsabteilungen ist allerdings alles eng getaktet. Da wird nichts getestet was nicht direkt zielführend zu sein scheint. Es gibt Deadlines wann Technologien serienreif sein sollen, die noch nicht mal erfunden sind. Es gibt klare Kennzahlen wie viele Produktideen aus der Forschung in die Entwicklung gegeben werden sollen. Und dann wundert man sich warum so viele Produkte eingestellt werden müssen oder jemand sogar auf die Idee kommt Schummelsoftware zu installieren.

Deshalb kommen die Ingenieure und Forscher auf mich zu uns sagen: „Sowas brauchen wir auch“

Innovationen brauchen einen angstfreien Raum, in dem man tüfteln und probieren kann. Ohne Druck. Einen Raum, in dem Fehler und Misserfolge nicht verhindert und verheimlicht werden. Wo man sich Zeit nimmt die Ergebnisse gründlich zu analysieren. Wo man Möglichkeit hat nicht nur viele, sondern sehr viele Versuche zu machen.

Haben Sie schon mal versucht mit drei Bällen zu jonglieren? Wie hat es geklappt? Beim Jonglieren wird es schnell klar: Ohne Fehler zu machen kann man es nicht lernen. Auch schlaue Bücher, Studien und Videoanalysen helfen nur wenig. Der Weg entsteht beim Gehen und Umwege und Fehler gehören dazu. Der Erfolg eines Jongleurs ist nur deshalb möglich weil er sich getraut hat Fehler zu machen und dann nicht aufgehört hat.

Die Geschichte zum Tisch

Das ist ein Steptanztisch. Eine meiner ganz eigenen Innovationen. Da ich bei Veranstaltungen immer unterschiedliche Bodenbeläge vorfand habe ich diesen Tisch entworfen. Damit hätte ich immer die gleiche Bodenqualität erreicht, eine Tonabnahme wäre durch den Hohlraum unter der Tischplatte leichter geworden. Die Tischplatte ist größer als der Tischfuß, damit der Tisch auch kippeln kann. Wenn er kippt und danach wieder auf den Boden knallt, entsteht ein Ton. Also habe ich eigene Steptanzschritte entwickelt, die das Knallen des Tisches in den Rhythmus miteinbeziehen. Die Tischplatte hat oben eine Öffnung. Per Pneumatik sollten meine Jonglierrequisiten herausgeschossen werden, damit sie mir direkt in die Hand fallen.
Nach einigen Monaten Training habe ich das Projekt eingestellt. Es hört sich deutlich spektakulärer und faszinierender an, als es letzlich aussah. Damit waren all die Innovationen, der Tisch, die Pneumatikvorrichtung und die neuen Steptanzschritte für die Katz. Aber ich konnte mich guten Gewissens neuen Ideen zuwenden. Die Darbietung die danach entstand habe ich jahrelang auf Kreuzfahrtschiffen gespielt. Hier ein Bild davon:

Juggler & Speaker

Die Geschichte zu diesem innovativen Tisch finden sie weiter unten