Die finanziellen Auswirkungen von Fehlern: Fehlerkosten und die Bedeutung einer positiven Fehlerkultur

Fehler sind unvermeidlich. Doch wie wir mit Fehlern umgehen, macht den Unterschied zwischen anhaltendem Erfolg und stagnierendem Wachstum. In diesem Artikel geht es um Fehlerkosten: die finanziellen Auswirkungen von Fehlern. Und wie eine positive Fehlerkultur nicht nur Kosten sparen kann, sondern auch zur finanziellen Vitalität beiträgt.

Was sind Fehlerkosten?

Fehlerkosten, auch „failure costs“, sind Kosten, die durch Fehler oder Fehlproduktion und deren Auswirkungen in Unternehmen entstehen. Solche Fehlproduktionen entstehen durch eine Abweichung von der idealen Produkt- oder Dienstleistungsqualität. Mehrarbeit und Mehraufwand wird nötig, weil ein Produkt oder eine Dienstleistung nachbearbeitet werden muss, oder das Produkt sogar ganz aussortiert werden muss.  Die dabei entstehenden Kosten kann man wie folgt unterscheiden.

Was für Arten von Fehlerkosten gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Fehlerkosten, darunter:

Betriebsinterne Fehlerkosten:

Diese Kosten fallen an, bevor ein Produkt an den Kunden geliefert wird. Sie beinhalten Ausschuss, Nacharbeit und Reparatur. Diese Kosten entstehen, um die Qualitätsstandards eines Produkts oder einer Dienstleistung wiederherzustellen und es marktreif zu machen. Hierunter fallen auch die Produktionskosten von Produkten, die so fehlerhaft sind, dass man sie gar nicht weiterverwenden kann.

Externe Fehlerkosten:

Diese Kosten treten erst nach der Auslieferung an den Kunden auf und können Reklamationen, Retouren, Kulanz, Garantie und Produzentenhaftung umfassen. Ein weiterer, oft übersehener Aspekt der externen Fehlerkosten ist der Imageverlust. Wenn Kunden aufgrund von Fehlern das Vertrauen in ein Unternehmen oder seine Produkte verlieren, kann dies zu einem erheblichen Rückgang der Verkäufe, einem Verlust von Marktanteilen und in einigen Fällen sogar zu rechtlichen Konsequenzen führen. Der Imageverlust kann langfristige Auswirkungen haben und ist oft schwer quantifizierbar, da er nicht nur direkte finanzielle Auswirkungen hat, sondern auch die Beziehung eines Unternehmens zu seinen Kunden, Partnern und sogar Mitarbeitern beeinflussen kann.

Verhütungskosten oder Präventive Kosten:

Diese Verhütungskosten sind Investitionen, die darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit von Fehlern zu verringern und so die Gesamtkosten für die Fehlerbehebung zu reduzieren. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Kosten oft kurzfristig anfallen, aber langfristig zu erheblichen Einsparungen führen können, indem sie die Notwendigkeit teurer Korrekturen oder Rückrufaktionen eliminieren.  Ein Beispiel hierfür ist das Vier-Augen-Prinzip, das mehr Arbeitsstunden erfordert, um alles zusätzlich zu überprüfen, aber größere Kosten durch Qualitätssicherung vermeiden kann. In den Bereich der Verhütungskosten gehören im weitesten Sinn auch fachliche Schulungen und Weiterbildungen, vorbeugende Wartung, Prüfen der Qualitätsstandards, …

Prüfkosten:

Prüfkosten entstehen im Rahmen des Qualitätsmanagements, um sicherzustellen, dass Produkte oder Dienstleistungen den festgelegten Qualitätsstandards entsprechen. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Qualitätskosten und dienen dazu, Fehler oder Mängel zu identifizieren, bevor Produkte oder Dienstleistungen an den Kunden geliefert werden. Hier sind einige typische Elemente, die zu den Prüfkosten gehören: Isnpektionen und Tests, Prüfgeräte und Instrumente, (Labor-) analysen, Prüfpersonal, Dokumentation und Berichterstattung, Auditkosten, …

Die 10er-Regel der Fehlerkosten

Das Konzept der 10er-Regel besagt, dass die Kosten zur Behebung eines Fehlers mit jedem Prozessschritt um den Faktor 10 steigen, solange ein Fehler unentdeckt bleibt. Das bedeutet, je früher ein Fehler entdeckt und behoben wird, desto kostengünstiger ist es für das Unternehmen.

Beispiel: Was kostet eine falsch geplante Schraube, wenn man das in der Produktplanung bemerkt? Was kostet es, wenn es die falschen Schrauben erst im Einkauf bemerkt werden?  Wie hoch sind die Kosten, wenn man es erst in der Produktion feststellt? Und was für Kosten entstehen, wenn das Produkt verkauft ist?

Steuerung mit Fehlerkosten

Fehlerkosten sind ein wichtiger Indikator im Qualitätsmanagement. Denn die Fehlerkosten weisen auf ungünstige Prozesse hin, die noch verbessert werden können, um die Qualität von Produkten und Dienstleistungen zu steuern.

Durch den Vergleich von Fehlerkosten mit Fehlerverhütungs- und Prüfkosten können Unternehmen ihre Qualitätskosten insgesamt ermitteln. Diese Kostenarten beeinflussen sich gegenseitig, daher ist es wichtig, sie nicht isoliert zu betrachten. Eine effektive Fehler-Ursachen-Analyse hilft Störungen zu identifizieren und den Prozess entsprechend zu optimieren. Schlüssel hierzu ist Fehler und Qualitätsabweichungen so früh wie möglich zu erkennen.

Die Vorteile einer positiven Fehlerkultur in Bezug auf die Fehlerkosten

Eine konstruktive und positive Fehlerkultur hat direkte Auswirkungen auf die Fehlerkosten und kann diese erheblich reduzieren. Eine positive Fehlerkultur sieht in Fehlern eine Lern- und Verbesserungsmöglichkeit. Wenn Fehler also nicht als Bedrohung, sondern als eine Chance zur Optimierung betrachtet werden, führt dies unweigerlich zu einer proaktiveren Herangehensweise im Umgang mit Fehlern.

Wie oben schon angesprochen, steigen Fehlerkosten immens so lange ein Fehler unentdeckt bleibt. Also ist der Schlüssel zu geringeren Fehlerkosten, dass Fehler schnell und offen angesprochen werden können. Das geht nur in einer entsprechenden Kultur.

Eine positive Fehlerkultur schafft ein Umfeld des Vertrauens und der Sicherheit. Mitarbeiter, die sich in einem solchen Umfeld bewegen, sind eher bereit, Fehler zuzugeben, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Dies führt zu einer offeneren Kommunikation und Zusammenarbeit, wodurch Fehler schneller identifiziert und korrigiert werden können.

Darüber hinaus steigert eine gute Fehlerkultur Produktivität und Innovationskraft der Mitarbeiter. In einem Umfeld, in dem Fehler als Teil des Lernprozesses betrachtet werden, sind Mitarbeiter eher bereit, neue Ideen auszuprobieren und kreative Lösungen zu finden. Dies kann nicht nur dazu beitragen, bestehende Fehler zu vermeiden, sondern auch dazu, innovative Prozesse oder Produkte zu entwickeln, die das Unternehmen voranbringen.

Eine positive Fehlerkultur reduziert nicht nur die direkten Fehlerkosten, sondern bietet auch indirekte Vorteile, wie die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit, Produktivität und Innovationskraft. Insgesamt führt dies zu einer effizienteren und wirtschaftlicheren Betriebsführung.

Langfristige finanzielle Vorteile einer positiven Fehlerkultur

Unternehmen, die eine positive Fehlerkultur leben, sind oft widerstandsfähiger gegenüber Rückschlägen und besser aufgestellt für langfristiges Wachstum.

Kunden legen großen Wert auf Transparenz und Authentizität. Ein Unternehmen, das offen mit Fehlern umgeht und zeigt, wie es daraus lernt, wird als vertrauenswürdig wahrgenommen. Dies fördert nicht nur die Kundenloyalität, sondern kann auch zu positiven Mundpropaganda-Effekten führen, die neue Kunden anziehen.

Auch auf dem Arbeitsmarkt wird ein positives Fehlerklima bemerkt. Talentierte Fachkräfte suchen nach Arbeitsumgebungen, in denen sie sich weiterentwickeln können und in denen ihre Beiträge wertgeschätzt werden – auch wenn sie einmal einen Fehler machen. Ein Unternehmen, das eine solche Kultur fördert, hat daher bessere Chancen, Top-Talente zu rekrutieren und langfristig zu binden.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Eine offene und respektvolle Fehlerkultur ist ein strategischer Vorteil. Indem Sie eine Kultur der Offenheit und des Respekts fördern, in der Fehler als Lernchancen gesehen werden, können Sie nicht nur die direkten und indirekten Kosten von Fehlern reduzieren, sondern auch die finanzielle Gesundheit und den Erfolg Ihres Unternehmens langfristig steigern. Es ist an der Zeit, Fehler nicht als Hindernisse, sondern als Chancen zu sehen.

Andreas Gebhardt Speaker Keynote Vortrag

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