Wie toxische Mitarbeitende die Fehlerkultur beeinflussen und wie Sie damit umgehen
In diesem Blogbeitrag behandeln wir die Auswirkungen von toxischen Mitarbeitenden auf die Fehlerkultur und wie Sie damit umgehen können. Nachdem wir uns im vorherigen Beitrag damit beschäftigt haben, wie man die Rahmenbedingungen für eine positive Fehlerkultur schafft, ist es nun an der Zeit, sich mit einer besonderen Herausforderung auseinanderzusetzen: dem Umgang mit toxischen Mitarbeitenden. Denn sie sabotieren nicht nur die Einführung einer positiven Fehlerkultur, sondern beeinflussen auch das Arbeitsklima und die Produktivität negativ.
In diesem Beitrag erhalten Sie konkrete Tipps und Handlungsempfehlungen, wie Sie mit toxischem Verhalten umgehen können, um eine positive Fehlerkultur in Ihrem Unternehmen zu erreichen.
Der Umgang mit toxischen Mitarbeitenden, die eine positive Fehlerkultur verhindern
Zunächst ist festzuhalten, dass Menschen nicht per se toxisch sind. Toxisches Verhalten leitet sich in der Regel aus den vorhandenen Strukturen oder der persönlichen Geschichte ab. Also verhalten sie sich in dieser Situation oder in diesem Umfeld toxisch. Fördern die vorherrschenden Rahmenbedingungen beispielsweise Schuldzuweisungen bei Fehlverhalten oder können persönliche Vorteile daraus gezogen werden, dadurch wird toxisches Verhalten begünstigt. Im Umgang mit Fehlern äußert sich toxisches Verhalten beispielsweise auch durch mangelnde Verantwortungsübernahme sowie die anhaltende Stigmatisierung von Fehlern und den Personen, die sie machen. Liegt das toxische Verhalten in den Rahmenbedingungen begründet, gilt es diese zu bearbeiten. Lesen Sie hierzu gerne auch den vorangegangenen Blogartikel. Ist das toxische Verhalten durch die persönliche Geschichte bestimmt, sollte zunächst Unterstützung angeboten werden, bevor zu anderen Mitteln gegriffen wird. Diesen Punkt werden wir im weiteren Verlauf noch einmal aufgreifen.
Bei der Bewertung von toxischem Verhalten sollte zudem nicht allzu vorschnell geurteilt werden. Mitunter kann es vorkommen, dass diese Verhaltensweisen kurzfristig an den Tag gelegt werden, wenn ein Teammitglied einen schlechten Tag hatte. Das kann passieren. Problematisch wird es erst dann, wenn sich ein solches Verhalten langfristig zeigt und damit einer Kulturveränderung im Weg steht. Dann ist es Zeit zu handeln.
Um die Rahmenbedingungen für eine positive Fehlerkultur zu schaffen und diese im eigenen Unternehmen entwickeln zu können, ist es elementar, dass alle Teammitglieder diese Kultur mittragen. Und das beinhaltet auch den Umgang mit toxischen Verhaltensweisen. Wie können Sie also toxisches Verhalten stoppen und alle Mitarbeitenden in die Kulturveränderung mit einbeziehen?
Identifizieren und definieren Sie toxisches Verhalten in Ihrem Unternehmen
Definieren Sie, was toxisches Verhalten in Ihrer Organisation oder Ihrem Unternehmen bedeutet. Da sich toxische Verhaltensweisen auf vielfältige Weise zeigen können, ist es wichtig, diese zu identifizieren und klar zu benennen. Legen Sie Kriterien fest, die das Verhalten von Mitarbeitenden als toxisch definieren. Dies ermöglicht eine einheitliche Beurteilung und ein klares Vorgehen. Das kann auch in Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitenden geschehen. Eruieren Sie gemeinsam, welche Verhaltensweisen die Einführung einer positiven Fehlerkultur maßgeblich bremsen.
Legen Sie Maßnahmen fest, die bei toxischem Verhalten angewandt werden, kommunizieren Sie diese und setzen Sie diese um
Um ein toxisches Verhalten zu stoppen, sollten einheitliche Konsequenzen erfolgen. Welche Konsequenzen toxisches Verhalten nach sich zieht, sollte an die Mitarbeitenden kommuniziert werden. Da sich toxisches Verhalten in unterschiedlichen Schweregraden zeigen kann, ist es wichtig zu unterscheiden, wie mit den verschiedenen Verhaltensweisen umgegangen wird. Das kann zum Beispiel stufenweise erfolgen. Im Folgenden möchte ich Ihnen beispielhaft solche Schritte aufzeigen:
1. Vertrauliches Gespräch
In weniger schwerwiegenden Fällen von toxischem Verhalten kann ein vertrauliches Gespräch mit der betreffenden Person geführt werden. Dabei wird das negative Verhalten angesprochen, die Auswirkungen erläutert und eine Veränderung gefordert. Ziel ist es, das Teammitglied zum Umdenken zu bewegen und ihm die Möglichkeit zu geben, sein Verhalten zu reflektieren und anzupassen. Dabei sollte darauf hingewiesen werden, dass das Verhalten das Teamklima beeinträchtig und die Einführung einer positiven Fehlerkultur verhindert. Hier kann zudem Unterstützung angeboten werden in Form von Trainings oder Schulungen, die Mitarbeitenden dabei helfen, mit entsprechenden Situationen besser umzugehen.
2. Konsequenzen bei fortgesetztem Verhalten
Wenn sich das toxische Verhalten trotz des Gesprächs fortsetzt und Unterstützungsmaßnahmen abgelehnt werden, ist es notwendig, Konsequenzen zu ziehen, um das Ausmaß des Problems zu verdeutlichen. Dies kann beispielsweise bedeuten, dass toxischen Mitarbeitenden bestimmte Privilegien entzogen werden oder das sie vorübergehend von bestimmten Aufgaben ausgeschlossen werden. Das bedeutet, dass beispielsweise Verantwortlichkeiten neu verteilt werden, um dem Teammitglied die Möglichkeit gegeben wird, das Verhalten zu reflektieren und zu ändern.
3. Disziplinarische Maßnahmen
In besonders schweren Fällen von toxischem Verhalten, das die Arbeitsumgebung erheblich beeinträchtigt oder gegen rechtliche oder ethische Standards verstößt, können disziplinarische Maßnahmen ergriffen werden. Dies kann von schriftlichen Verwarnungen über Gehaltskürzungen bis hin zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses reichen. Manchmal bedeutet Kulturveränderung eben auch Personalveränderung.
Wichtig ist es, diese Schritte bereits im Vorfeld zu kommunizieren. Also klare Kante zu zeigen und diese auch vorzuleben. Damit wird ein einheitlicher Umgang mit Verhaltensweisen verdeutlicht, die einer positiven Fehlerkultur im Weg stehen und betont, dass toxisches Verhalten und toxische Mitarbeitende nicht toleriert werden. Der wertschätzende Umgang miteinander und ein offener Umgang mit Fehler werden gleichzeitig als gemeinschaftliches Ziel hervorgehoben, an dem alle Mitarbeitenden teilhaben.
Entwickeln Sie Angebote und Trainings, um toxisches Verhalten zu vermeiden
Maßnahmen müssen nicht erst ergriffen werden, wenn toxisches Verhalten besteht und eine Kulturveränderung sabotiert wird. Auch präventive Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt für die Etablierung einer positiven Fehlerkultur. Eine Sensibilisierung der Mitarbeitenden gegenüber toxischen Verhaltensweisen kann frühzeitig dabei helfen, die Entstehung von toxischem Verhalten zu vermeiden. Hier können Trainings, Coachings und Workshops dabei helfen, sowohl eigene Verhaltensweisen zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen, als auch die Rahmenbedingungen zu betrachten, in denen toxische Verhaltensweisen leichter entstehen können. So kann das Bewusstsein für toxisches Verhalten geschärft und alternative Verhaltensweisen entwickelt werden. Als Team kann somit neben der Etablierung einer positiven Fehlerkultur auch regelmäßig an den Rahmenbedingungen gearbeitet werden, die diese positive Fehlerkultur unterstützen.
Blicken Sie auch auf Führungskräfte
Toxische Verhaltensweisen sind auf allen Hierarchieebenen zu finden. Besonders schwerwiegend wird es jedoch, wenn die destruktiven Verhaltensweisen in der Führungsriege zu finden sind. Wie im vorangegangenen Artikel beschrieben, muss eine Kulturveränderung von der Spitze aus mitgetragen und vorgelebt werden. Führungskräfte müssen als Vorbilder agieren und das Eingeständnis von Fehlern fördern. Das Ignorieren von toxischem Verhalten in der Führungsebene kann und wird zu einem Scheitern der Kulturveränderung führen.
Hier kann insbesondere dann ein Problem entstehen, wenn Hierarchieebenen die Durchsetzung von Konsequenzen erschweren oder unmöglich machen. Wer sich in seiner Position als unangreifbar betrachtet, wird nur schwer zur Veränderung seines Verhaltens zu bewegen sein. In Umgebungen mit ausgeprägten Machtstrukturen und Abhängigkeiten kann es sinnvoll sein, Mitarbeitende zur Kommunikation und zum Melden von Fehlverhalten zu ermutigen. Hierzu sollten unternehmensinterne Schlichtungsstellen oder neutrale Ansprechpartner geschaffen werden. Eventuell kann auch das Einrichten eines Whistleblowing- Kanals sinnvoll sein. Darüber hinaus kann es auch hilfreich sein, eine neutrale Perspektive von außen zu gewinnen.
Holen Sie sich Unterstützung von außen
Eine neutrale Person im eigenen Unternehmen zu finden, die nicht den Abhängigkeiten von Weisungsbefugnissen und Hierarchieebenen unterliegt, ist sehr schwierig. Um toxisches Verhalten insbesondere in der Führungsebene zu erkennen, zu bearbeiten und aufzulösen, ist es daher häufig nötig, eine Perspektive von außen zu gewinnen. Hier können ausgebildete Trainer, Coaches und Organisationsentwickler helfen, die Gesamtstrukturen zu betrachten und mit allen Beteiligten gemeinsam Lösungswege zu entwickeln.
Durch eine Supervision können Gesamtstrukturen betrachtet und das Miteinander im gesamten Team bearbeitet werden. Toxische Mitarbeitende und toxische Führungskräfte können in solchen Supervisionen erkennen, dass durch ihr Verhalten auch der Teamgeist, die Gesamtproduktivität und damit der Gewinn des Unternehmens geschmälert wird. Toxische Personen können dadurch zu der Einsicht gebracht werden, dass die Einführung einer positiven Fehlerkultur maßgeblich durch ihr eigenes Verhalten gebremst wird und dieses geändert werden sollte.
Auch hier kann es sinnvoll sein, der toxischen Führungskraft oder dem toxischen Teammitglied ein spezielles Training oder Coaching anzubieten, um ihre Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation und Konfliktlösung zu verbessern. Durch gezielte Entwicklungsmöglichkeiten kann die Person alternative Verhaltensweisen erlernen und ihre negativen Auswirkungen auf das Team reduzieren.
Was passiert, wenn sie toxisches Verhalten ignorieren?
Wenn Sie eine positive Fehlerkultur in Ihrem Unternehmen etablieren möchten und dabei toxisches Verhalten ignorieren, wird die Kulturveränderung scheitern. Ein positive Fehlerkultur ist ein Vorhaben, das von allen Mitarbeitenden und Führungskräften gleichermaßen getragen werden muss. Toxisches Verhalten zu ignorieren, kann das Risiko für Konflikte und Spannungen im Team erhöhen und dazu führen, dass Fehler zunehmend verschwiegen werden aus Angst vor dem Verhalten der toxischen Mitarbeitenden. Dadurch werden wiederum Produktivität und Kreativität innerhalb des Unternehmens gehemmt. Kurz gesagt bedeutet dies: wer toxisches Verhalten ignoriert, fördert eine negative Fehlerkultur.
Wie gehen Sie also mit toxischen Mitarbeitenden um, die die Einführung einer positiven Fehlerkultur verhindern?
Wir haben gesehen, dass toxische Mitarbeitende und Führungskräfte die Einführung einer positiven Fehlerkultur sabotieren und das Arbeitsklima negativ beeinflussen. Es ist wichtig, toxisches Verhalten zu identifizieren und klare Maßnahmen festzulegen, um damit umzugehen. Dazu gehören die Definition von toxischem Verhalten, eine Festlegung und Kommunikation von Konsequenzen und die Umsetzung dieser Konsequenzen. Toxisches Verhalten kann auch von Führungskräften ausgehen und durch fehlende Möglichkeiten für Konsequenzen schwierig aufzulösen sein. Dies ist eine besondere Herausforderung. Hier ist es hilfreich, Unterstützung von außen zu suchen und mit Supervisionen und externen Trainern zu arbeiten. Solche Trainings und Workshops eignen sich aber auch als Präventionsmaßnahme, um das Team zu sensibilisieren und Unterstützungsangebote zu schaffen, mit denen toxisches Verhalten frühzeitig erkannt und dem entgegengewirkt werden kann.
Um eine positive Fehlerkultur erfolgreich einführen und im Unternehmen etablieren zu können, ist es elementar, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und die Folgen von toxischem Verhalten – auch bei sich selbst – erkennen und auflösen.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Ihr Andreas Gebhardt
Andreas Gebhardt ist Jongleur & Keynote Speaker. Und er hilft auch Teams dabei, ihre Fehlerkultur zu verändern. In seinen Vorträgen beleuchtet er die Wichtigkeit von Fehlern für die Weiterentwicklung und die Performance, aber auch für das soziale Klima und die Mitarbeiterzufriedenheit. Er visualisiert seine Vorträge mit Jonglierbällen und schafft dadurch eine bleibende Bildwelt, die sich lange in den Köpfen der Teilnehmer verankert.
Hier finden Sie weitere Infos zu Andreas Gebhardt und zu seinen Vorträgen über Fehlerkultur und Mut zur Veränderung.