Die gefährlichste Weltanschauung ist die der Leute, die die Welt nicht gesehen haben. (frei nach A. v. Humbold)
Eine tolle Reiseroute durfte ich als Jongleur auf der Kreuzfahrt mit der MS Amadea, dem neuen ZDF Traumschiff, erleben. Von Dubai nach Colombo, mit Zwischenstopps im Oman und Indien.
Das Highlight der Reise war für mich der Oman. Der erste Stopp war Kashab, ein kleines Städtchen in der prallen Sonne, umsäumt von kahlen, steilen Bergen. Neben der MS Amadea lagen viele kleine Boote, die ständig be- oder entladen wurden, anscheinend Schmugglerschiffe, die Baumaterialien in den nahegelegenen Iran bringen. Als mich der Shuttlebus im Zentrum raus lies, wunderte ich mich nicht schlecht. Es gab ungefähr zehn kleine Läden, etwa in der Größe einer PKW-Garage, die alle um einen staubigen, leeren Platz lagen. Da die Hälfte Baugeschäfte und Handyläden waren, spazierte ich in die Wohngegenden rein um zu sehen wie die Menschen da so leben.
In einer Seitengasse saß, auf einer kleinen, der Straße zugewandten Terrasse, ein Mann mit vier Kindern auf weichen Kissen um ein Spiel rum. Als sie mich kommen sahen grüßten sie mich. Im Näherkommen grüßte ich zurück, und fragte, ob das ein Carrom-Brett sei. Sofort kam die Antwort: „Yes. You want to play?“ Also ging ich hin, und schon wurde eines der Kissen freigemacht, und abgestaubt, damit ich mich setzen konnte. Kurze Vorstellungsrunde, und nochmal klären wo Deutschland liegt, und warum ich nur einen einzigen, bzw., halben Tag in der Stadt bin, und los ging es. In der ersten Runde lief es ganz gut, vielleicht Zufall, vielleicht Glück, jedenfalls habe ich gewonnen. Dann haben wir uns auf Regeln geeinigt und eine zweite Runde begonnen. Währenddessen kamen immer mehr Nachbarskinder und wollten sehen, was da los ist. Zwischendurch waren bestimmt zehn Kinder da, einige standen mit ihren Fahrrädern dabei. Mir wurde etwas zu Trinken angeboten, was ich bei gefühlten 40 Grad gerne annahm, bei der Falafel-Rolle lehnte ich freundlich ab, obwohl sie mir auch mehrfach angeboten wurde. Die zweite Runde hat die Familie gewonnen und bevor ich ging habe ich noch etwas mit den Carrom-Steinen jongliert. Die Jungs haben mich dann mit ihren Fahrrädern zurück zum Zentrumsplatz begleitet. Dort sollte ich auch noch zeigen, dass ich auch Fahrradfahren konnte und dann ging ich mit dem Shuttle zum zweiten Halt, einem Supermarkt.
Ich wollte für meinen Sohn und mich ein traditionelles omanisches Männerkleid kaufen. Also ließ ich mich im Supermarkt beraten. Ich hatte ja keine Ahnung,um ein Haar hätte ich ein indisches Kostüm erwischt. Der Verkäufer zeigte mir sofort die Kostüme und die dazugehörigen Kopftücher und war auch gleich so gründlich mir zu zeigen, wie man aus dem Tuch einen Turban wickelt. Das fand ich schon sehr freundlich. Eine Dishdascha, das landestypische Männerkleid, für mich zu finden war relativ leicht, aber in der Kinderabteilung war ich überfordert, welche Größe brauch ich? Und was steht da in arabischer Schrift drin? Mein Sohn ist 1,40m groß. Da lief der Verkäufer los und brachte aus der Stoffabteilung ein Stockmaß, maß damit das Kostüm, und es passte tatsächlich. Welcher deutsche Supermarktverkäufer wurde so was für seine Kunden machen? Und erst recht für einen Touristen? Das ist schon sehr, sehr besonders.
In Muscat, dem zweiten Hafen im Oman, habe ich für mich noch das letzte Accessoire für das omanische Kostüm geholt, eine Mütze, die sogenannte Kofia. Die kann man unter dem Turban tragen, oder auch so. Allerdings stellte ich dann fest, dass man diese Mütze auf vielfältige Art und Weise falten kann, und das dann natürlich mehr oder weniger hipp ist. Als ich eine kurze Pause auf einem Mäuerchen machte, saßen gerade zwei junge Männer gegenüber in einem Café, der eine hatte eine besonders kunstvoll gefaltete Mütze. Als ich versuchte sie heimlich zu fotografieren, haben sie mich erwischt. Das Ergebnis: Ich wurde auf einen Kaffee eingeladen und sie haben mir verschiedene Faltmöglichkeiten gezeigt. Eine tolle Begegnung mit einem jungen Ingenieur und seinem Freund dem Taxifahrer.
Als ich in Colombo von Bord ging war ich den ganzen Tag mit einem Fahrer unterwegs, der mich an verschiedenste Sehenswürdigkeiten und Speisen heranführte. Das war unglaublich. Aber eines möchte ich hier besonders hervorheben: Dort leben Katholiken, Muslime, Hindus und Buddhisten sehr friedlich miteinander, Haus an Haus, Kirche an Moschee an Tempel. Auf meine Frage ob das gut klappt sagte Jayasekere, der Fahrer: No Problem. Why? Everybody just lives his religion.
Eine tolle Reise, und gerade heute im Zeitalter von Pegida, möchte ich betonen: ein bisschen Gastfreundschaft und Offenheit kann man sich auch in einem islamischen Land abschauen, davor braucht man keine Angst zu haben. Und wer es nicht glaubt sollte es erst mal erleben, bevor er alles pauschalisiert und ablehnt.
Die gefährlichste Weltanschauung ist die der Leute, die die Welt nicht gesehen haben. (frei nach A. v. Humbold)