Fehlerkultur – Blame Culture

Ich bin ein kleines Unternehmen, im wahrsten Sinne des Wortes eine One-Man-Show. Ich bin Jongleur. Oft versuche ich nachzuvollziehen wie ich die Erfolgsrezepte großer Unternehmen für mich adaptieren kann. Heute: Fehlerkultur – Blame Culture.

Ich stehe auf der Bühne und jongliere, da passiert ein Fehler, ein Ball fällt herunter. Also suche ich einen Schuldigen und der ist auch schnell gefunden, meine linke Hand. Sie ist schuld am Fehler. Vorsichtshalber erkundige ich mich nochmal bei meiner rechten Hand und die sagt, das sei auch nicht zum ersten Mal, dass die linke so was macht. Ich lasse von meiner rechten Hand eine Abmahnung verfassen und überlege mir bereits Disziplinarmaßnahmen. Dann zitiere ich die linke Hand zum Kopf des Unternehmens, zu mir. Mit hängenden Fingerkuppen steht sie vor mir, und gesteht sofort die Schuld ein. Klar, wer soll‘s auch sonst gewesen sein? Schuldig.

Schuld ist nur zuzusprechen, wenn absichtlich ein negatives Ergebnis herbeigeführt wurde. Ein Fehler ist per Definition ein Ergebnis, das unabsichtlich herbeigeführt wurde. Also kann man bei einem Fehler eigentlich nicht von Schuld sprechen.

Egal, einer muss büßen. Ich hatte mir die Performance deutlich anders vorgestellt, also übergebe ihr den Brief und versetze sie für 10 Minuten in die übelste Abteilung, die Hosentasche. Damit ist die Show endgültig geplatzt.

Klingt komisch meine Hand zu bestrafen, ist es auch. Aber so geht das eben in einer richtigen Blame Culture. Da wird ein Schuldiger gesucht, der wird dann bloß gestellt, muss für den Fehler büßen und ist dann vor allen blamiert und angezählt.

Aber ich bin ja das Unternehmen, und meine Hand  ist ja ein wichtiger Teil meines Unternehmens, sie ist ja ein Teil von mir. Also stellt diese Vorgehensweise keine Lösung für meine Performance und für mein Unternehmen dar. Ich sollte nicht fragen wer schuld ist oder wer den Fehler verursacht hat. Die Frage sollte heißen: Was ist passiert? Wie kam es zu dem Fehler?  Wie können wir die Auswirkungen gering halten und ein nächstes Mal verhindern? Also suche ich nicht nach einem Sündenbock sondern gehe lösungsorientiert vor. Ich achte auf gute Kooperation und ein gemeinsames, konstruktives Vorgehen voller Respekt, Unterstützung und Zuversicht.

P.S. Und oft hat ein Fehler ja eine Vorgeschichte. Vielleicht kam ja der Wurf aus der anderen Hand schlecht rüber, oder der Kopf des Unternehmens war in der Bühnensituation geblendet.

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